FDP-Veranstaltung wirbt für mehr Weitblick und weniger Ideologie in…

Ein engagiertes Publikum konnte der FDP-Kreisverband am vergangenen Dienstag im Marstall in Winsen begrüßen. Thema des Abends: „Umweltpolitik mit den Menschen, nicht gegen die Menschen“.
Als prominenten Gast hatte man Gero Hocker, langjähriger umweltpolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag und nun aussichtsreicher Kandidat für den Bundestag, gewinnen können.
Der hielt zunächst einen 15-minütigen Kurzvortrag über seine Sicht auf die Themen Umwelt und Energie und ging, als kleines Zugeständnis auf die spannende politische Situation in Niedersachsen, natürlich auch noch kurz auf den Verlust der rotgrünen Regierungsmehrheit in Hannover ein. Gemeinsam mit dem hiesigen Wahlkreis-Kandidaten Wolfgang Knobel eröffnete er anschließend die offene Diskussion mit dem Publikum.
Und das Konzept ging gut auf: Es hatten sich zahlreiche interessierte Angler, Landwirte, Jäger und Naturschutzinteressierte eingefunden und diskutierten mit Hocker und Knobel ca. 90 Minuten lang die ganze Palette der Umweltpolitik, Energiepolitik, Naturschutz, Landwirtschaftspolitik – und am Ende auch noch offen über das komplette Programm der FDP zur kommenden Bundestagswahl im September.
Hocker warb dabei für einen umfassenderen Blick auf diese Themen. Vieles im Bereich Umweltpolitik fühle sich zwar oft ganz gut an, sei aber leider nicht frei von Problemen. Man müsse immer etwas weiter blicken und die Konsequenzen im Auge behalten. Hocker wörtlich: „Nicht alles, was die ‚grüne Plakette‘ hat, ist automatisch nachhaltig. Die Windenergie bedroht Vögel, die Wasserkraft Fische und Biogas hat uns Monokulturen in der Landwirtschaft beschert,“ fasste er hierfür beispielhaft die für die Natur problematischen Folgen der Energiewende zusammen.
Ein weiteres Problem sei auch die oft von Eigeninteressen getriebene Linie mancher NGOs. So hätte der NABU neuerdings zur Jagd auf den Waschbären aufgerufen, nachdem er sich jahrelang für den konsequenten Schutz und damit die Ausbreitung dieser in Europa ursprünglich nicht heimischen Tiere eingesetzt hatte. Grund für den überraschenden Stimmungswandel sei aber nicht gesunder Menschenverstand gewesen sondern die Beobachtung, dass ausgerechnet Waschbären die vom NABU organisierten Kröten-Rettungen mit Tunnels und Brücken offenbar als Einladung zu einem Festmahl betrachten würden und die mühsam und kostspielig geretteten Kröten am anderen Ende des Krötentunnels sozusagen mit offenem Maul erwarten würden.
Ein anderes Beispiel für ideologische Kurzsichtigkeit sei der sogenannte „tierfreundliche Strom“, den Greenpeace Energy anbietet und für den die „Tierrechtsorganisation“ (Eigenwerbung) PETA wirbt. Denn dieser werde ausschließlich aus Wasser- und Windkraft hersgestellt und sei damit zwar sauber, aber eigentlich das exakte Gegenteil von tierfreundlich.
Hocker plauderte dann noch ein wenig aus dem Nähkästchen der aktuellen Fraktionsarbeit und überraschte mit der Ankündigung, dass die FDP-Fraktion einen fertigen Antrag in der Schublade hätte, um der häufig mit kriminellen Handlungen i Bezug auf „Tierbefreiungen“ und Vandalismus an Ställen in Verbindung gebrachten Organisation PETA die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Der Antrag hätte in der nächsten Sitzungsphase in den Landtag eingebracht werden sollen, woraus nun aber aufgrund der vorgezogenen Neuwahlen vorerst nichts werden würde.
„Wir haben heute Eines gelernt: Alles was grün ist, fühlt sich gut an, solange man es nicht hinterfragt,“ fasste Nino Ruschmeyer den umweltpolitischen Teil des Abends zusammen.
Was denn die Vision der FDP insgesamt sei, fragte schließlich jemand aus dem Publikum – und rannte damit sowohl bei Hocker, als auch bei Knobel offene Türen ein, denn beide Wahlkämpfer brennen auch für andere Themen. Dabei waren sich beide einig, dass Bildung und Digitalisierung die Schlüsselthemen für Deutschland werden müssen. „Wir müssen, wenn wir als Partei wieder zum Zuge kommen, massiv in Bildung und Digitalisierung investieren. Das kostet dann viel Geld ud das wird hier und da vielleicht auch mal weh tun – aber sonst drohen wir als Deutschland demnächst den Anschluss zu verlieren,“ erklärte dazu Wolfgang Knobel seine Prioritätensetzung und nannte einen flächendeckenden Ausbau schneller Datennetze und bessere Löhne für Lehrer als Anreiz, mehr und bessere Lehrkräfte für unsere Schulen zu gewinnen, als konkrete Forderungen.